michael lissek

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das radiofeature

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man kann das theater durch den haupteingang betreten und das schauspiel von vorne betrachten. man kann aber auch durch die hintertür hereinkommen. durch die kulissen. und von dort nach allen seiten hören und sehen.
wie hier.
wie wir.

rene farabet

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das feature ist kein format, sondern ein genre. formate arbeiten mit wiedererkennbarkeit; das genre mit handschriften. handschrift heisst die spur des körpers des autors / der autorin. im mittelpunkt des features steht der autor / die autorin mit seiner / ihrer handschrift.

das feature ist eine akustische schreibweise. mit stift und tastatur kann man schreiben; mit tonband und mikrofon kann man auch schreiben. das feature schreibt lieber mit tonband und mikrofon (oder mit dat md flashcard).

durch tonband und mikrofon gelangt welt ins feature. das verbindet es mit journalistischen formaten wie der reportage, dem gebauten beitrag usw. das feature ist welthaltig. das feature nimmt auf.

die welt aber geht durch den filter der schreibweise. das fremde aber geht durch den filter der handschrift. das feature aber geht durch den filter des autors / der autorin.

das feature ist ein subjektives genre.

dem feature fehlt das bild. es ist blind. es skizziert akustische szenarien, die nicht vorgeben, der wahrheit zu entsprechen. das akustische szenarium, das das feature kreiert, ist ein phantasma. das phantasma des autors / der autorin. das phantasma des rezipienten. dass beide phantasmen nicht deckungsgleich sein sollen / müssen, macht das feature zu einer freundlichen hervorbringung.

das feature ist unscharf. es flirrt.

das feature ist die königsdisziplin des radios, nicht deswegen, weil das alle sagen, sondern weil alle formate des radios im feature zusammenkommen. das meint der bärtige begriff der montagekunst par excellence.

das feature fängt (wie ein gefäß) alle akustischen sensationen des radios auf (die moderation; die musik; die reportage; die übertragung; die glosse; den verlesenen text; das archivmaterial). das ist aber auch schon das einzige, was das feature mit dem radio verbindet.

das feature ist der vampir des radios. das feature ist die zecke des radios. das feature zapft das radio an. es saugt das radio aus. der vollgesogene zeckenkörper aber macht für historisch interessierte zeckenliebhaber alle anderen radioformate überflüssig. zukünftige forschungen am genpool der zecke werden das an den tag bringen.

das feature erzählt. es informiert nicht. der unterschied zwischen information und narration ist ein unterschied der schwingungsbreite. information ist die behauptung von realität. information ist die behauptung von relevanz: "das ist wichtig." information ist die zurichtung der welt auf eine aussage. information ist selektion, sie trennt wichtig von unwichtig. information ist deiktisch: "so ist das". information ist wissen. wissen ist macht.

die erzählung behauptet keine realität, sie bietet eine (neue) an. erzählung trennt nicht, sie bringt zusammen. die erzählung ist machtlos. sie ist eine mit-teilung, ein geschenk. das feature ist seine verpackung. erzählung ist keine zurichtung, sie ist die freundliche einrichtung der welt in klang. die erzählung hat keine (eindeutige) aussage, sie bedarf der interpretation. auch sie ist eine geste, aber keine deiktische, sondern die geste des sähers: "all das gibt es."


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